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Der kleine Gundermann (Glechoma hederacea) gehört zu den Lippenblütengewächsen, ist weit verbreitet, und wird daher oft als Unkraut verachtet. Bei genauem Hinschauen erkennt man aber, dass die Blütentrichter sehr hübsch sind und das strahlende Blau in Kombination mit seinen runden Blättern und anderen Blüten gut zur Geltung kommt. Hätte er nicht die Angewohnheit, sich über Ausläufer und viele Seitensprosse schnell zu vermehren, könnte man die kleine Pflanze lieben. Ich mag sie auch, so wie alle Hummeln, die gerne aus dem Kelch der Blüten Nektar saugen. Trotzdem geht es mir mit ihr so wie mit der Taubnessel. Auch sie vermehrt sich in meinem Garten gewaltig. Meine Bienen und zahlreiche andere Insekten genießen den Blütensegen. In meinen Gemüsebeeten mag ich dennoch nicht zu viel der Wildpflanzen haben. Als Unkraut möchte ich sie nicht bezeichnen, sie zu den Zier- oder Nutzpflanzen zu zählen, passt jedoch auch nicht ganz.
Früher wurde Gundermann, oder die Gundelrebe, ein weiterer Name der Art, allerdings als Gewürzpflanze verwendet. Sie ist auch unter Namen wie Gundelkraut, Erd-Efeu oder Efeu-Gundermann bekannt. Ihr aromatischer Geschmack soll an Harz, Minze und Lakritze erinnern.Im zeitigen Frühjahr wurde daraus Gemüse gekocht. Auch zum Gründonnerstag (Donnerstag vor Karfreitag) gehörte ein Gundermanngericht. Da die Pflanze Bitterstoffe enthält, konservierten die Menschen mit ihr Bier, noch bevor Hopfen aktuell wurde. Interessant ist ihr früherer Name Soldatenpetersilie, was auf deren Verwendung hinweist. Auch in der Naturheilkunde wurde die Gundelrebe gerne eingesetzt. Hildegard von Bingen verwendete das Kraut, um Ohren- und Kopfschmerzen zu lindern. Desweiteren gilt es als harn- und schweißtreibendes Mittel. Die Chinesen behandeln mit Gundermann auch Lungenkrankheiten. Im Garten extra angebaut wurde die Pflanze trotz der vielseitigen Verwendung selten. Man sammelte sie auf feuchten, fruchtbaren Böden, wo sie oft an Wiesenrändern, Waldsäumen oder unter Hecken wächst. Wenn der Gundermann doch gewollt im Garten Einzug hält, wird sie als Bodendecker genutzt. Es gibt auch eine weißblühende Art.
Für viele Säugetiere, besonders für Pferde ist Gundermann giftig. Leider kommen auch Vergiftungen bei anderen Nutztieren und Nagetieren vor. Wer seinen Hauskaninchen im Garten ein Freigehege baut, sollte also auf die kleine Pflanze achten. Vergiftungen beim Menschen wurden noch nicht beobachtet. Bei Insekten ist die Gundelrebe als Futterpflanze dagegen sehr beliebt. Nicht nur Hummeln, sondern auch viele Schmetterlinge (21 Arten laut Wikipedia) und andere Kleintiere laben sich an dem Kraut. Gundermann ist eben kein Unkraut, sondern nur eine sich leicht vermehrende Wildpflanze, die vor Rasen, Blumen- und Gemüsebeeten nicht Halt macht. |
- Vorkommen in fast ganz Europa bis zu 1600 Meter hoch
- Lippenblüter
- 5 bis 25 Zentimeter hoch, ausdauernd, niederliegende Stengel bis 60 Zentimeter lang
- Stengel vierkantig, behaart, wurzelns
- blühende Triebe aufrecht und ohne Verzweigung
- gegenständige Blätter gestielt, nierenförmig bis herzförmig, rund-gekerbt
- Blüten blau bis violett gefleckt, auch weiße Varianten
- Blütezeit - März bis Mai
- zwei bis vier Blüten in den Achseln der Blätter
- Kelch fünfjährig, Krone 2 bis 4-mal so lang wie der Kelch,
- tief ausgerandete Oberlippe, dreimalige Unterlippe
- 4 Staubblätter
Wirksame Teile als Heilkraut:
frische oder getrocknete Pflanze, Saft, Blätter (vor Beginn der Blüte)
rasch trocknen und dabei gut belüften
es wirken ätherische Öle, Gerb- und Bitterstoffe, Harz, Kalium
gegen Bronchialerkrankungen, harntreibend
tonisch, wundheilend
Anwendung innerlich und äußerlich
Wundermann ist Bestandteil eines Heiltees, dem Schweizer Tee, der gerne als Stärkungsmittel eingesetzt wird.
Die Gundelrebe im Volksglauben
Die kleine Pflanze ist eine alte Zauberpflanze der Germanen, mit der man hoffte, Hexen zu erkennen. Dazu flocht man Kränze, die in der Walpurgisnacht um den Kopf gelegt wurden. Die Menschen gaben ihn ihren Tieren, da er kräftigend wirkte. Kühe bekamen Gundermann in der ersten Mainacht mit Salz ins Futter, damit sie viel Milch gaben. Und damit eine Henne kräftige Küken großzog, erhielt sie frische Gundelrebe. Es heißt, das Gewächs treibt Gifte aus und gehörte so auch in den Schnupftabak.
Das Bild stammt aus dem Buch von Prof. Dr. Otto Wilhelm Thomé ''Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz'' 1885, Gera - Danke an Wikipedia!
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